Deutschland wieder Otterland – das Projekt

Der Fischotter – Ein Comeback auf leisen Pfoten

Der Fischotter war einst ein verbreiteter Bewohner unserer Gewässer, jedoch hat die Zerschneidung und Zerstörung natürlicher Fließgewässer, die Bejagung und die Verschmutzung zu einem starken Bestandsrückgang geführt. In vielen Bundesländern Deutschlands galt er sogar als ausgestorben. Obwohl sich die Bestände regional langsam erholen, ist der Fischotter in Deutschland noch immer als „gefährdet“ eingestuft.
Deshalb haben sich die Deutsche Umwelthilfe (DUH), das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig (UFZ) und sechs weitere Naturschutzorganisationen für das Projekt „Deutschland wieder Otterland – Die bundesweite Vernetzung von Gewässerlandschaften für den Fischotter“ zusammengeschlossen.

Das Projekt soll die Wiederausbreitung des Fischotters in Deutschland in südwestlicher Richtung begleiten und durch die Wiedervernetzung von Gewässerlandschaften die Fischotterpopulation unterstützen. In neun Modellregionen werden Maßnahmen ergriffen, um die Lebensräume von Tieren und Pflanzen zu verbessern und Gefahrenstellen, Probleme und Konflikte in diesen Regionen zu verringern. Gefördert wird das Vorhaben im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums.

Ziele

Ziel

Für die Beseitigung von Gefahrenstellen und Beeinträchtigungen in Gewässern werden in Gebieten mit besonderer Bedeutung für den Fischotter konkrete Maßnahmen entwickelt und umgesetzt.

Ziel

Für die Verbesserung von Planungsinstrumenten wird eine bestehende Datenbank aus dem Artenschutzprogramm Fischotter Sachsen weiterentwickelt und Vorschläge für überregional wirksame Mitwirkung gemacht.

Ziel

Wir wollen die Methoden-, Fach- und Problemlösungskompetenz der am Projekt beteiligten Partner:Innen und Stakeholder erhöhen.

Ziel

Im Projekt gewonnene Erkenntnisse und entwickelte Instrumente werden aufbereitet und weitervermittelt, um damit auch nicht am Projekt unmittelbar beteiligter (Fach-)Akteure zu sensibilisieren, fortzubilden und zu aktivieren.

Ziel

Wir wollen weitere gesellschaftlicher Gruppen für den Fischotterschutz und die Vernetzung von Gewässerlandschaften sensibilisieren und begeistern.

Ausgangsituation

Inmitten des einst geschlossenen Verbreitungsgebiets des Fischotters über ganz Eurasien erstreckt sich heute ein breiter „Auslöschungskorridor“ bis nach Zentralfrankreich. Die deutsche Fischotterpopulation markiert die westliche Grenze der osteuropäischen Bestände, die sich in Polen, Tschechien und im Osten Deutschlands wieder erholen. Gen Westen wiederrum gibt es Otterpopulationen in Spanien, Portugal, Westfrankreich, Großbritannien, Österreich und der Schweiz. Auf Deutschland entfällt eine zentrale Rolle, um den fischotterfreien Korridor zu schließen. Gelingt es hier, dem Fischotter den Weg zurück in seine alten Reviere zu bahnen, wäre ein großes Stück der Ausbreitungslücke geschlossen. Die Verbindung der Populationen in Europa ist wichtig. Dadurch wird ein genetischer Austausch ermöglicht, der die Widerstandsfähigkeit der Bestände beispielsweise gegen Krankheiten fördert. So wird das Überleben der Art in Europa dauerhaft unterstützt.

Früher waren massive Bejagung und Organochloride in Gewässern die Hauptbedrohungen für den Fischotter. Heute sind es Straßenbau und der steigende Straßenverkehr, die seine Population gefährden. Verkehrsunfälle sind die Hauptursache für Verluste und die Verlangsamung seiner Ausbreitung. Der Fischotter als eine sogenannte „Umbrella-Species“ steht für intakte und vernetzte Gewässerlandschaften.

Die Zerschneidung und Zerteilung von Lebensräumen sowie die intensive Landnutzung tragen maßgeblich zum Rückgang des Fischotters und vieler anderer Arten bei. Die Renaturierung und Vernetzung von Gewässerlandschaften sind nicht nur für den Schutz des Fischotters wichtig, sondern auch für die Anpassung an den Klimawandel und die Stabilisierung des Landschaftswasserhaushalts. Diese Maßnahmen helfen wasserlebenden Arten, besser mit der Austrocknung von Feuchtgebieten und dem Schrumpfen von Gewässern umzugehen.

Herangehensweise

Die neun Modellregionen bilden im Projekt die starke Säule der Praxisorientierung. Unter unterschiedlichen Vor-Ort-Bedingungen analysieren wir Hindernisse, entwickeln Lösungen und setzen konkrete Maßnahmen um. Die Erfahrungen und Daten aus der Praxis dienen als Basis für die wissenschaftliche Säule. Deren Aufgabe ist es, mithilfe moderner Modellierungsmethoden und sozioökonomischer Analysen Planungsinstrumente zu entwickeln. Eine dritte Säule vermittelt im Projekt zwischen dem Praxiswissen und dem wissenschaftlichen Wissen. Sie moderiert den Austausch und die Zusammenarbeit nicht nur zwischen dem Wissenschaftspartnern und den Modellregionen, sondern auch zwischen den verschiedenen Steuerungsebenen von der Umsetzung vor Ort über die Landes- und Bundesebene. Und sie integriert die Perspektiven verschiedener Handlungsfelder und Interessenggruppen, zu denen im Fischotterschutz neben dem Naturschutz vor allem der Straßenbau, die Wasserwirtschaft, die Landnutzung und die Fischerei gehören.

 

 

Die in diesem Austausch entwickelten Instrumente, Lösungen und Vorgehensweisen bringen wir schließlich einem breiten Fachpublikum nahe. Neben Fachveranstaltungen und Schulungen soll künftig eine Toolbox den freien Zugang zu Praxisleitfäden und zu den erarbeiteten Planungsinstrumenten sicherstellen. Politischen Entscheidungsträger:innen stellen wir aus dem Projekt heraus Handlungsempfehlungen bereit, wie sie Rahmenbedingungen gestalten können, die für den Fischotterschutz und die Umsetzung der Biotopverbund-Ziele förderlich sind.

Das Projekt möchte zudem auch die interessierte Öffentlichkeit für den Fischotter und den Biotopverbund in Deutschland begeistern. Dafür übersetzen wir fachlich fundierte Informationen in ansprechende Texte und Visualisierungen, bringen Neuigkeiten aus den Modellregionen und der Wissenschaft in die Medien und kreieren eine Podcast-Reihe.

 

Ökologische Begleitforschung durch das Department Naturschutzforschung am UFZ

Die ökologische Begleitforschung spannt den Bogen um die Maßnahmen in den einzelnen Modellregionen hinsichtlich Fischotterschutz, Konfliktmanagement und Biotopverbund. Auf Basis bereits vorliegender wissenschaftlicher, rechtlicher sowie planerischer Grundlagen, die mit modernen methodischen Ansätzen kombiniert werden, werden Planungsinstrumente in Form von Karten und einer Datenbank erstellt. Mit diesen Instrumenten wird die konkrete Maßnahmenumsetzung und Evaluation des Umsetzungsstandes erleichtert und eine Grundlage für Effizienzanalysen und Variantenbetrachtungen geschaffen.

 

Sozialwissenschaftliche Begleitforschung durch das Department Umweltpolitik am UFZ

Wir untersuchen die sozialen Aspekte der Wiederausbreitung des Fischotters. Dafür erfragen wir beispielsweise die Einstellungen der lokalen Akteure zum Otterschutz, analysieren Konfliktfelder und deren Hintergründe und identifizieren Potenziale für Verhaltensänderungen. Darauf aufbauend erarbeiten wir Instrumente und Interventionen, um Konflikten zu begegnen und den Fischotterschutz zu unterstützen (zum Beispiel über Otterberatung, Förderinstrumente, Managementpläne).

Wer sind wir?

Projektleitung: Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)

Die Deutsche Umwelthilfe e. V. ist ein gemeinnütziger und politisch unabhängiger Verein und macht sich seit fast 50 Jahren für Natur-, Umwelt- und Verbraucherrechte stark. Seit 2012 sind wir im Fischotterschutz aktiv und widmen uns insbesondere der Durchgängigkeit von Gewässerufern unter Straßenbrücken. Wir haben schon über 30 Brücken mit hohem Gefahrenpotenzial fischottergerecht umgebaut. Außerdem sensibilisieren wir die Entscheidungsträger*innen in Behörden für den Schutz des Fischotters. Denn wenn bereits bei der Planung von Bauprojekten die Durchgängigkeit der Flussufer berücksichtigt wird, erspart das nachträgliche Umbaumaßnahmen.

www.duh.de

 

Wissenschaftspartnerin: Helmholz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ ist ein internationales Kompetenzzentrum für Umweltwissenschaften. Als Teil der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands – der Helmholtz- Gemeinschaft – forscht das UFZ für eine Balance zwischen gesellschaftlicher Entwicklung und langfristigem Schutz unserer Lebensgrundlagen – für eine nachhaltige Entwicklung.

www.ufz.de

Umsetzungspartner:innen

Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e. V.

Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1964 für den Schutz der Vogelwelt und der Natur in Hessen einsetzt.

www.hgon.de

Biologische Station Haseniederung e. V.

Wir setzen uns als Naturschutz- und Umweltbildungsverein seit 35 Jahren für den Schutz und Erhalt der Tier- und Pflanzenarten im Osnabrücker Land ein. Wir sind Bestandteil des „Regionalen Umweltbildungszentrums Osnabrücker Nordland“ und im landesweiten „Netzwerk der Ökologischen Stationen“ Niedersachsens verankert. Neben der Umweltbildung sind praktische Maßnahmen zur langfristigen Sicherung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft sowie die Beratung zu Belangen des Naturschutzes weitere wesentliche Bestandteile unserer Arbeit.

www.bshf.de

Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU)

Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) setzt sich gezielt für den Erhalt und die Förderung der natürlichen Lebensräume sowie der biologischen Vielfalt ein. Durch eine Vielzahl von Projekten unterstützt sie Renaturierungsmaßnahmen, Artenschutzvorhaben und die Umweltbildung. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren aus dem öffentlichen und privaten Bereich trägt die Stiftung maßgeblich zur nachhaltigen Entwicklung in Rheinland-Pfalz bei.

www.snu.rlp.de

 

Rewilding Oder Delta e.V.

Wir sind ein deutsch-polnischer Verein, der grenzüberschreitend in den Regionen Vorpommern in Deutschland und Westpommern in Polen im Bereich des Oderdeltas an der Vision einer wild(er)en Natur, dem Rewilding, arbeitet. Wir renaturieren Ökosysteme, begleiten die konfliktarme Rückkehr großer Säugetiere, wie Wisent, Elch und Luchs, nach Deutschland, und fördern den Ausbau regionaler Wertschöpfung im Naturtourismus.

www.rewilding-oder-delta.com

AG Naturschutzinstitut Region Dresden (NSI)

In der NABU-Arbeitsgruppe Naturschutzinstitut Region Dresden e. V. widmen wir uns der Arbeit für den Natur- und Artenschutz und betreuen eine Vielzahl von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Projekten, vor allem im Raum Dresden und den Landkreisen Meißen, Bautzen und Görlitz.

www.nsi-dresden.nabu-sachsen.de

Biologische Station Ravensberg im Kreis Herford e. V.

Naturschutz im Kreis Herford bedeutet Erhalt und Pflege des von zahlreichen Bächen durchflossene Ravensberger Hügellandes. Diese von Menschen gestaltete Kulturlandschaft ist Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten.

Naturschützende, Landwirte und Vertretende aus Politik und Verwaltung des Kreises gründeten 1992 den Verein „Biologische Station Ravensberg im Kreis Herford e.V. “, um Schutzgebiete für besonders gefährdete Lebensräume und Arten zu erhalten und entwickeln. Die Station versteht sich als Mittler zwischen den verschiedenen Interessen, die auf die Natur einwirken – mit besonderem Engagement für die Natur. Heute betreuen acht feste Mitarbeitende insgesamt 26 Schutzgebiete im Kreis. Zu den täglichen Aufgaben zählen z.B. Naturschutz und Landwirtschaft, Naturschutzfachliche Betreuung, Praktischer Naturschutz, Projektarbeit und Öffentlichkeitsarbeit.

www.bshf.de